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Teil 15, 26.03.2021 - Künstlich intelligente Kunst

Teil 15, 26.03.2021 - Künstlich intelligente Kunst (Lesezeit: ca. 2 Minuten)

Sylvette David, eine junge Frau aus Paris, verbringt im Sommer 1954 mit ihrer Mutter die Ferien in Vallauris an der Côte d’Azur. Häufig besucht sie Freunde, die im Ort leben, und von deren Haus aus sieht sie eines Tages über der Mauereinfriedung des gegenüberliegenden Nachbarhauses eine Zeichnung. Darauf ist ein Mädchen mit einem blonden Pferdeschwanz. Es sieht aus wie sie.

Picasso-Sylvette

 

Pablo Picasso, damals fast 73 Jahre alt, hat sie auf ihren täglichen Spaziergängen längst bemerkt. Aber er traut sich nicht, sie anzusprechen. Schließlich zeichnet er sie aus dem Gedächtnis und hängt das Bild so über die Wand, dass das Mädchen es sehen muss. Es beeindruckt Sylvette so sehr, dass sie sich überwindet und sie spricht das Jahrhundertgenie an.

Von nun an steht die 19-Jährige für Picasso Modell, an fast jedem Sommertag. Es gibt unterschiedliche Angaben über die genaue Anzahl, aber es dürften um die 50 Sylvette-Bilder entstehen, überwiegend Schwarz-Weiß-Zeichnungen, ein anderer Teil in Farbe. Sie tragen alle den einfachen Titel „Une jeune femme“ (Eine junge Frau).

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Fotografie von Sylvette David und eine Auswahl von Picassos Sylvette-Impressionen

Auch die großen Meister lernen den handwerklichen Teil ihrer Kunst durch das Kopieren verehrter Vorbilder. Kann KI das nicht auch? Natürlich, Bildverarbeitung ist eine Kernkompetenz Künstlicher Intelligenz! KI kann Malerei – ok, sagen wir: den Farbauftrag – untersuchen und das Gelernte anwenden.

Fünf junge Leute von der École polytechnique fédérale de Lausanne, der Université catholique de Louvain (Belgien) und der Universität Tübingen nutzen einen KI-Algorithmus der Universität Oxford zur Stilanalyse von Bildern. Das Oxforder „Visual Geometry Group“-Netzwerk ist ein sogenanntes „tiefes neuronales Netz“ mit 19 Schichten. Zudem ist es „convolutional“, das bedeutet, dass einige der Schichten nur dazu da sind, Kanten, Ecken und geschlossene Formen zu erkennen. „Neuronale Faltungsnetze“, so der deutsche Begriff, basieren auf einer 2012 veröffentlichten Arbeit des Informatikers und Kognitionspsychologen Prof. Geoffrey Hinton aus Toronto.

Noch wissen wir nicht einmal, was ein gewöhnliches „Neuronales Netz“ ist und wie es funktioniert. Das gilt es bald in diesem Blog zu klären. Erst einmal hindert uns unsere Unkenntnis nicht, die Bildanalyse-KI der fünf Lausanner/Louvainer/Tübinger zu benutzen und selbst Bilder zu produzieren. Dazu laden wir eine Fotografie unseres Partners, eines Kindes oder von wem auch immer hoch auf www.deepart.io und wählen einen Bildstil. Wegen des oft großen Andrangs warten wir manchmal bis zu einer halben Stunde. Aber schließlich laden wir das Ergebnis der KI-Malerei herunter, drucken es aus, rahmen es vielleicht ein und verschenken es.

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Einige deepart.io Interpretationen der Sylvette David-Fotografie.

Niedrig aufgelöste deepart.io-Bilder sind umsonst, HD-Bilder kosten 19 €, Ultra HD-Bilder 59 € und ein ausgedrucktes Poster 69 €. Moderate Preise im Vergleich zu den 380.000 €, für die Christie’s New York 2018 „Edmond de Belamy“ versteigerte, ein KI-Gemälde des Kollektivs „Obvious – AI & Art“. Diese Pariser Gruppe sucht ebenfalls die Verbindung zwischen KI und Kunst. Falls sie jetzt versucht sind, nach „Edmond de Belamy“ zu googeln: seien sie nicht zu enttäuscht vom schwammigen Bildnis eines altmodischen Herrn!

Was lassen sie jetzt von ihrer KI auf ihrem Industrie PC von omtec.de analysieren? Bilder, Literatur, Musik? Bis zum nächsten Blog nach Ostern haben sie Muße für die Kunst!

Tags: KI

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