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Russland, China, Intel und die Lieferketten

Der Krieg gegen die Ukraine verursacht Ängste, auch wegen der unsicher gewordenen Energieversorgung. Abgesehen von seiner Bedeutung als Öl- und Gas-Exporteur aber spielt Russland weltwirtschaftlich gesehen nur eine kleine Rolle. Im Gegensatz zur Wirtschaftssupermacht China, das die USA ein- wenn nicht überholt hat. China und die USA haben jeder für sich genommen mehr als 20 % Anteil am weltweiten Produktions- und Dienstleistungsaufkommen. Japan, Indien und Deutschland folgen mit jeweils 4-6 % weit abgeschlagen auf den folgenden Plätzen.

Intel Ethernet CardAktueller Intel Ethernet Controller der Produktreihe 800 (bis 100 GB/s Übertragungsrate)

Durch seine rigide Corona-Lockdown-Politik nimmt sich China zurzeit ein Stück weit selbst aus dem Rennen. Eine in dieser Woche in NATURE MEDICINE veröffentlichte Modellrechnung der Fudan University Shanghai zeigt, dass 20 mit der Omikron-Variante infizierte Personen, „losgelassen“ auf die chinesische Bevölkerung, innerhalb von 6 Monaten die intensiv-medizinische Versorgung Chinas mehr als 15-fach überlasten und 1,5 Millionen Tote verursachen würde. Ein Grund dafür ist die niedrige Booster-Impfquote bei den über 60-jährigen Chinesen. Die Shanghaier Studie mit dem Titel „Modeling transmission of SARS-CoV-2 Omicron in China“ bestätigt Berechnungen des auf Medizin-Themen spezialisierten Londoner Think Tanks Airfinity, die bereits im März erschienen sind.

Im Fall der Hardware-Produktion könnte es einen weiteren, gewissermaßen „hausgemachten“ Grund für weltweite Liefer-Probleme geben. Darauf weist Anton Shilov hin, Redakteur bei „tom’s HARDWARE“. Der Chip-Hersteller Intel beschloss bereits 2021, die Produktion stark gefragter Ethernet-Controller zu konsolidieren. Intel kündigte mehr als 30 Ethernet-Produkte zugunsten von wenigen modernen und teureren Baureihen ab. Das sollte der ständig steigenden Nachfrage entgegenkommen und schien betriebswirtschaftlich sinnvoll zu sein.

Tatsächlich aber, so Shilov, zögerten viele Hardware-Hersteller von Laptops und Desktop-PCs bei der Bestellung neuer Ethernet-Controller, sei es wegen der höheren Preise oder weil man unsicher war wegen ihrer Zuverlässigkeit und Kompatibilität. Bei Intel sei man überrascht gewesen angesichts der Kauf-Zurückhaltung.

Prüfen und beurteilen können wir keine der drei Thesen zu Gründen für Lieferengpässe, insbesondere letztere wirkt spekulativ. Welcher Hersteller lässt sich gerne in die Karten schauen? Wahrscheinlich führt ein ganzes Bündel wechselwirkender und kaum durchschaubarer Einzelursachen zur gegenwärtig angespannten Lage auf dem Computer-Markt.

 

Quellen:

Jun Cai et al., Modeling transmission of SARS-CoV-2 Omicron in China, Nature Medicine, Springer, 10. Mai 2022, www.nature.com/articles/s41591-022-01855-7 (als PDF kostenlos downloadbar)

Arndt Reuning, Volkart Wildermuth, China hadert mit Abkehr von Null-Covid, DLF Forschung aktuell, 11. Mai 2022, www.deutschlandfunk.de/forschung-aktuell-100.html (Audio-Datei)

Matt Linley et al., China risks over a million deaths if Omicron spreads, Airfinity, London, 22. März 2022, www.airfinity.com/insights/china-risks-over-a-million-deaths-if-omicron-spreads-but-available-western (zuletzt aufgerufen am 13.05.2022)

Anton Shilov, Intel Discontinues Multiple Ethernet Controllers to Fight Shortages, tom’s Hardware US Edition, 26. Oktober 2021, https://www.tomshardware.com/news/intel-discontinues-network-controllers-to-fight-shortages (zuletzt aufgerufen am 13.05.2022)

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