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Die globale Chip-Knappheit verstehen

Die Studie „Understanding the global chip shortages“ von Jan-Peter Kleinhans und Julia Hess für die Stiftung Neue Verantwortung – Think Tank at the Intersection of Technology and Society, Berlin, November 2021, kann hier heruntergeladen werden.

Lesen Sie die Schlussfolgerungen der Autoren, ins Deutsche übersetzt, hier:

„Die globale Halbleiter-Wertschöpfungskette ist nicht in bester Verfassung. Sie ist hocheffizient und innovativ, aber sie ist anfällig für Störungen durch externe Schocks.* Zudem passt sie sich unzureichend an sprunghaft steigende Nachfrage-Situationen an, da die langfristigen Geschäftsinteressen der Chip-Fabriken und die ihrer Kunden divergieren. Dies ist nichts Neues für den Halbleitermarkt, sondern tatsächlich weder der erste noch der letzte Boom-and-Bust-Konjunkturzyklus.

Allerdings spielen Chips heute in fast allen Bereichen der Industrie eine viel wichtigere Rolle als noch vor 10 oder 20 Jahren. Daher ist es verständlich, dass Regierungen Fragen stellen und wissen wollen, welche Rolle sie bei der Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Halbleiter-Wertschöpfungskette einnehmen können. Zu diesem Zweck ist es entscheidend zu erkennen, dass die bloße Subventionierung von Chip-Fabriken und die Erhöhung der Transparenz der Lieferketten sich letztlich nur sehr wenig auf die Widerstandsfähigkeit des Chip-Marktes gegenüber Nachfrageschüben und externe Schocks auswirken werden.

Um Nachfrageschwankungen besser bewältigen zu können, brauchen die Chip-Fabriken einen wirtschaftlichen Anreiz für Überkapazitäten – nicht das Streben nach Auslastungsraten von 85 % und noch höher. Wer zahlt dafür, wenn nicht ihre Kunden? Sicherlich erfordert es im ersten Schritt mehr Transparenz, um die Halbleiter-Wertschöpfungskette widerstandsfähiger gegen externe Schocks zu machen. Aber jede von Chips abhängige Lieferkette, auch z.B. die der Automobilindustrie, muss zudem in umfangreiche eigene Lagerbestände und bessere Lieferantenbeziehungen investieren.

Zumindest bis zu einem gewissen Grad und auf lange Sicht können Regierungen sicherlich die richtigen Anreize setzen, um die hohe geografische Konzentration zu verringern, zum Beispiel in der hochmodernen Wafer- und in der Back-End-Fertigung. Zweifellos können Regierungen die Industrie dazu anregen, für mehr Transparenz in der Lieferkette und einen besseren Informationsfluss zu sorgen sowie strategische Vorräte anzulegen. Doch einige der wichtigsten Herausforderungen innerhalb der globalen Halbleiter Wertschöpfungskette liegen in Geschäftsmodellen und Lieferantenbeziehungen begründet, die von außen nur schwer zu ändern sind.“

*Kleinhans und Hess zählen in ihrer Studie 16 Schocks (Brände, Wassermangel, Erbeben, Stromausfälle etc.) in den Jahren 2020 und 2021 auf, insbesondere in Taiwan und Japan, aber auch in den USA, in China, Malaysia, Vietnam und Deutschland.

Die Stiftung Neue Verantwortung ist eine unabhängige und gemeinnützige Denkfabrik an der Schnittstelle zwischen Technologie und Gesellschaft. Seine Unabhängigkeit gewährleistet das Institut durch ein Konzept mit gemischten Finanzierungsquellen, das Stiftungen, öffentliche Mittel und Unternehmensspenden umfasst.

Jan-Peter Kleinhans ist Leiter des Projekts „Technologie und Geopolitik“. Derzeit konzentriert sich seine Arbeit auf die Überschneidung von globalen Halbleiter-Lieferketten und Geopolitik.

Julia Hess ist Projektleiterin des Projekts „Technologie und Geopolitik“. Zuvor analysierte sie KI-Ökosysteme mit dem Fokus auf Regierungshandeln und Aufsicht.

Die Veröffentlichung der Studie und die Veröffentlichung daraus resultierender Dokumente erfolgen unter der CreativeCommons-Lizenz (CC BY-SA).

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