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Teil 16, 23.04.2021 - Disengagement report

Teil 16, 23.04.2021 - Disengagement report (Lesezeit: ca. 3 Minuten)

Die kalifornische Straßenverkehrsbehörde Department of Motor Vehicles (DMV) ist nicht nur bekannt für das Zulassen extravaganter Nummernschilder. Für zusätzliche 49 $ kann jeder sein „vanity plate“ als Wunschkennzeichen bekommen.

License_plate_california Kennzeichen des zur Zeitmaschine modifizierten, legendären DeLorean, der in den 1980ern – neben Christopher Lloyd („Doc Brown“) und Michael J. Fox („Marty McFly“) – zum dritten Hauptdarsteller der Filmreihe „Zurück in die Zukunft“ avancierte. Bildquelle: www.motorbiscuit.com

Das DMV zeigt sich auch freigiebig beim Ausstellen von Lizenzen für das Testen autonomer Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen. Als Gegenleistung fordert sie von den Fahrzeug-KI-Entwicklern einen jährlichen Bericht über die Anzahl der autonom gefahrenen Kilometer und wie oft die Fahrer sich gezwungen sahen, händisch in die KI der Fahrzeuge einzugreifen: die Zahl der „Disengagements“.

Je weiter die Disengagements auseinander liegen, desto autonomer agiert ein Fahrzeug, so die simple Logik. Je weniger Disengagements vorkommen, desto sicherer erkennt und interpretiert die Bildverarbeitung die Umgebung und die KI trifft die bestmögliche Entscheidung. Die Statistik der Disengagements könnte als Gradmesser für den Lern- und Trainingszustand von Fahrzeug-KI dienen.

Im vergangenen Jahr belegte die Google-Schwester „Waymo“ mit nur 21 Eingriffen bei gut einer Million autonom gefahrener Kilometer den ersten Platz in der DMV-Statistik. Der General Motors Ableger „Cruise“ erreichte Platz 2 und „AutoX“ (mit diversen Großkonzernen im Hintergrund, u.a. Alibaba und Fiat-Chrysler) landete auf dem dritten Platz. Traditionelle Autokonzerne wie Mercedes und Toyota belegen mit jeweils über 1000 Disengagements auf relativ wenigen Kilometern nur hintere Ränge.

Disengagement Das Balkendiagramm zeigt den Quotienten aus autonom gefahrener Strecke und Zahl der Disengagements. Die DMV-Zahlen wurden von Meilen in Kilometer umgerechnet und gerundet.

Das DMV prüft die Angaben der Unternehmen nicht. Das ist die häufigste Kritik an der Disengagement-Statistik. Immerhin lässt sich das DMV nicht alles gefallen: im Jahr 2019 geriet der chinesische Hersteller Baidu in den Verdacht stark manipulierter Angaben. DMV und Baidu gerieten in Streit, Baidu verweigerte 2020 den Bericht und riskiert nun seine Lizenz. Gleichzeitig entziehen sich die allseits bekannten Unternehmen Tesla und Uber der Berichtspflicht mit – man kann es kaum anders sagen – windigen Scheinargumenten.

Möglicherweise ist die DMV Disengagement-Statistik mehr ein Zeichen für den Entwicklungsstand von Unternehmensethik und Fehlerkultur. Auch im positiven, wenn etwa die Fahrer von Mercedes und Toyota, aber auch die von Apple, offensichtlich penibelst ihre Disengagements auflisten und diese der Behörde gemeldet werden.

Die DMV-Erhebung zu hinterfragen ist leicht, aber sie ist das Beste, was der Öffentlichkeit zurzeit zugänglich ist. Die Statistik und kurze Erläuterungen der Fahrer für ihr Eingreifen sind als Tabellen im csv-Format hier herunterladbar.

Seit 2018 darf Waymo in Kalifornien Testfahrten sogar ohne Fahrer machen. Das DMV unterscheidet seither menschliche Eingriffe und unerwartete Situationen, die von der Fahrzeug-KI erkannt und bewältigt werden. Auch in Deutschland gibt es Testgebiete, die Stadt, Land und Autobahn umfassen, z.B. in der Region Wolfsburg-Braunschweig sowie im Dreiländereck Deutschland-Frankreich-Luxemburg.

Autonomes Fahren wird auch auf Industrie PC von omtec.de entwickelt. Unsere Hardware jedenfalls – jetzt mal ehrlich – verursacht selbstverständlich keine Disengagements!

Tags: KI

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